Gauderndorf - ein Tropenstrand?


Von der Gauderndorf-Formation bis zur Besiedelung

 

In der Erdgeschichte gibt es die sogenannte Gauderndorf-Formation, welche im Eggenburgium (etwa vor 22 - 18 Millionen Jahren) zusammen mit der Zogelsdorf-, Burgschleinitz- und Kühnring-Formation, Unterabteilungen bildet.

Die Existenz einer vorgeschichtlichen Ansiedlungsstelle ergab sich aus Funden von Tonscherben, Resten bemalter Gefäße, Tonlöffel und neolithischer Steingeräte. Eine auch durch Erosion bewirkte Zerstörung einer Kreisgrabenanlage konnte durch wissenschaftlichen Messungen belegt werden.

 

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Vor 20,5 Millionen Jahren öffnet sich ein breiter Seeweg, der vom Atlantik über Mitteleuropa, die sich auffaltenden Alpen entlang über den Iran bis zum Indischen Ozean reicht. Die äquatorialen Strömungen zirkulieren ungehindert um die Erde. Durch diese warme Strömung steigen die Temperaturen weltweit an. Nach den fossilreichen Ablagerungen rund um Eggenburg wird dieser Abschnitt des Miozäns in Mitteleuropa „Eggenburgium“ genannt.

 

Seichte Buchten und schroffe Felsküsten entlang der böhmischen Massen boten vielen Tieren einen Lebensraum. Es kommt zu mehreren Meeresvorstössen und Meeresrückzügen, es wechseln sich daher Ablagerungen aus Süss- Brack- und Meerwasser ab. Je nach dem jeweiligen Wassertyp lebten völlig unterschiedliche Organismen. Am artenreichsten sind heute die Funde aus den Meeresablagerungen. Besonders Muscheln und Schnecken finden sich vielerorts. In den Seegraswiesen lebten aber auch Seekühe, Adlerrochen und Krokodile, in den küstenferneren Bereichen auch Haie und Schildkröten, an den ufernahen Felsen hafteten Seepocken und Napfschnecken, auch Korallen (ein hervorragender Indikator für ganzjährig warmes Klima) gediehen in dem sonnendurchfluteten Meer, Turmschnecken besiedelten die weichen Sandböden des seichten Meeres.

 

Am Ende des Eggenburgiums, vor etwa 19 Millionen Jahren kam es zu einer deutlichen Klimaabkühlung und zu einem Faunenwechsel, der darauf hindeutet, dass die Verbindung zum indischen Ozean abriss und dafür neue Formen vom Atlantik und vom Mittelmeer einwanderten.

 

In den vergangenen Jahrhunderten waren in fast allen Ortschaften kleine Bauernsandgruben in Betrieb, welche den lokalen Bedarf an Sand lieferten. In vielen dieser kleinen Sandgruben wurden im Zuge des manuellen Abbaus Fossilien gefunden. Heute gibt es um Eggenburg herum kaum mehr in Betrieb befindliche Sandgruben oder Steinbrüche, aber im Zuge von Grabungen oder Bautätigkeiten werden immer wieder fossilreiche Schichten aufgeschlossen.

 

Die Funde von Gauderndorf haben Eingang in die Fachliteratur gefunden, etwa bei F.X.Schaffer, 1914 („Das Miocän von Eggenburg“). Er schreibt: „Die Schichten sind an der nördlichen Talseite hart an der Pulkauerstraße rechter Hand unmittelbar am Ausgange des Ortes in einer Sandgrube aufgeschlossen, die seit altersher als „Gemeindesandgrube“ bekannt, der der reichsten Lokalitäten gewesen ist, aus der die Mehrzahl der prächtigen Muscheln der Gauderndorfer Fauna stammt.“ Unmittelbar unter diesen Schichten liegen die Gneis- und Granitablagerungen der Böhmischen Masse.

 

Schaffer erwähnt auch eine zweite interessante Fundstelle: „An der Himmelreichstraße, wie sie schlichtweg genannt wird, stehen wir auf einem Plateau, das weithin von den festen Decken von Sandstein überzogen ist. Ein Stück weiter westlich sind links von der Straße in etwas tieferem Niveau zwei Gruben angelegt. Die untere ist sehr ausgedehnt und zeigt mehrere tiefe Höhlen, die zur Sandgewinnung in die Wände hineingegraben worden sind.“

 

Heute existieren diese Gruben nicht mehr, die Schichten werden aber bei Bauarbeiten immer wieder angeschnitten. Diese Schichten können als Besonderheit Krabbenscheren und Seeigel enthalten. Das Stachelkleid fällt sehr rasch von den toten Seeigeln ab, aber die Gehäuse können bei günstigen Bedingungen fossil überliefert werden. Auffällig bei den meisten Seeigel-Gehäusen ist die fünfstrahlige Symmetrie. Im Foto ein Beispiel für einen „Echinolampas sayni LAMBERT, 1913“ vom Himmelreich.

 

Funde aus Gauderndorf können unter anderem im Krahuletzmuseum in Eggenburg bewundert werden (www.krahuletzmuseum.at).

 

 

Oktober 2011 - der Verfasser des Berichtes möchte anonym bleiben